Donnerstag, 11. Februar 2016

Autophon Recordophon

Vor einiger Zeit auf dem Schrottplatz sah ich unter anderem Gerümpel eine Holzkiste.
Some time ago on the scrapyard I saw under a heap of rubbish a wooden box.


Als ich die Klappe öffnete, sah ich etwas etwas Spezielles.
When I opened the lid, I saw something special.













Nun, der Plattenteller mit dem Tonarm war es nicht der mein Interesse weckte. Rechts neben dem Tonarm aber fiel mir gleich der Teller für die Drahtspule auf.
Well, it was not the record tray and the pickup, that raised my interest. It was the tray of the wire bobin to the right of the pickup.

Es war ein Drahtrecorder kombiniert mit einem Grammophon - allerdings schon mit elektrodynamischem Tonabnehmer.
It was a wire recorder combined with a grammophone - already equipped with a electrodynamic pickup.

Es war ein "Recordophon" der Schweizer Firma Autophon.
It was a "Recordophon" of the Swiss company Autophone. 





Das Baujahr dürfte so um 1951 herum gelegen haben.
The year of manufacture must have been around 1951.

Zu dieser Zeit gab es mehrere Hersteller von Drahtrecordern. 
Sehr bekannt waren die Geräte der amerikanischen Firma Webster (die man auf manchen alten Filmaufnahmen der Nürnberger Prozesse sehen kann) und die deutsche Firma Schaub-Lorenz. Ein ganz spezieller, partabler Drahtrecorder war das Minifon der Hamburger Firma Protona, über das ich in einem anderen Post in Kürze berichten werde.
At that time several producers of wire recorders existed.
Well known were recorders of the American company Webster (which can be seen in some historical movies of the Nürnberg trials) and the German company Schaub-Lorenz. A very special portable wirerecorder was the Minifon of the Hamburg company Protona, about which I will report in one of the next posts.

Dieses historisch interessante Gerät war in einem bedauernswerten Zustand: 
Das Gehäuse war gebrochen und durchnässt, die Kabel der Elektronik von Tieren angefressen, der Plattentellerbezug zerrissen und die Mechanik ölverschmiert.
This historically interesting device war in a pitiable state: The cabinet was broken an wet, the cabling was partly torn and fretted, the cover of the record tray was torn and the mechanics was smudged with oil.  

Bei genauerer Prüfung zeigten sich noch zwei weitere, heikle Defekte.
More detailed investigation showed two more precarious defects.

Die sogenannte "Tänzer-Rolle" aus Hartgummi, die sich zwischen Antrieb und Plattenteller klemmt und diesen antreibt, war mehr fünfeckig als rund (siehe Pfeil im folgenden Bild).
Dadurch rumpelte der Plattenspieler wie ein Auto, dass durch Schlaglöcher fährt.
The so called dancer roll, made of hard rubber, which is clamped between the drive shaft and the record tray in order to drive the tray, was a pentagon rather than a circle.
Therefore the player rumbled like a car on a gravel road.


Ausserdem zeigten Widerstandsmessungen am Tonkopf des Drahtrecorders, dass die Aufnahme-/Wiedergabespule defekt war.
Furthermore resistance measurements at the recording head of the wire recorder showed that die read-/write-coil was defekt. 

Uijuijui.
Einen Tonkopf hatte ich noch nie in meinem Leben geöffnet, geschweige denn repariert.
Ein Ersatz aus Altbeständen von Sammlern und Restaurateuren war auch nicht zu erwarten, da dieses Schweizer Recordophon relativ selten ist und einen rechteckigen Tonkopf besitzt, während die anderen, verbreiteteren Geräte von Webster und Schaub runde Tonköpfe hatten.
omg.
I never opened up a recording head in my life, nor did I reair one.
A substitute from old stock of collectors and restorers could not be expected since this Swiss Recordophon is relatively rare and has a square recording head whereas the other more widely spread machines of Webster and Schaub had round heads.


Also habe ich erstmal mit den einfacheren Sachen begonnen.
So for the time being I started with some simpler things.

Das Tänzerrad konnte ich ausbauen und den Gummibelag um ca 1mm abdrehen. Das ging auf der Drehbank erstaunlich gut.
 I removed the dancer roll and turned off 1mm on the lathe. This worked astonishingly well.

Auch der Plattentellerbelag liess sich entfernen und durch neuen Filz ersetzen. 
Also the cover of the record tray yould be removed and replaced by a new felt cover.

Die übrige Mechanik war schnell gereinigt und soweit unversehrt. Der Motor lief noch einwandfrei.
The rest of the mechanic was readily cleaned and intact. The motor still worked fine.

Von einem Sammlerkollegen bekam ich eine etwas verbogene Drahtspule, die ich richten konnte.
From a collector friend I received a slightly bent bobin with wire on it and could straighten it.

Damit war dieser Teil schon wieder funktionsfähig und präsentabel:
So this part was already functioning and presentable again: 


Dann habe ich mir die Elektronik  vorgenommen. 
Sie dient als Aufnahme-/Wiedergabeverstärker für den Drahtrecorder. Aufnahmen sind möglich von Mikrophon, Platte und Radio. Zur Wiedergabe von Platte oder Drahtrecorder wurde das Ausgangssignal des Verstärkers in den Grammophoneingang eines Radios gespeist.
Then I went for the electronics.
It has the function of a record/playback amplifier for the wire recorder. Recordings are possible from microphone, record and radio. For playback of records or wire recordings the output signal of the amplifier was fed into the pickup jack of a radio receiver.

Die Röhren waren glücklicherweise intakt, insbesondere die mittlerweile seltene und daher teure EM4, das magische Auge, mit dessen Hilfe man die Aufnahmen aussteuert.
The tubes fortunately were ok, especially the meanwhile rare and expensive EM4, the magic eye, which helps to control the recordings.

Ansonsten mussten Kondensatoren erneuert, abgerissene und angefressene Kabel geflickt und Rost entfernt werden - das Übliche halt.
Apart from that I had to renew capacitors, mend torn and animal-bitten cables and remove rust und dirt - the usual procedure. 




Nur testen konnte ich die Elektronik nur rudimentär, da der Tonkopf dabei eine zentrale Rolle spielt.
Also musste ich mich jetzt endlich an diese heikle Aufgabe machen.
Ich musste die Nieten entfernen um ihn zu öffnen.
However I could test the electronics only rudimentary, since the recording head plays a central role in the electronics.
So now I had to finally attack this delicate work.
I had to remove the rivets to open it.



Die Spulen auf dem Eisenkern im Inneren waren leider mit Kunstharz vergossen, der auf dem Bild schon teilweise entfernt ist.
Ich hatte die schwache Hoffnung, dass der dünne Draht der Aufnahme-/Wiedergabespule vielleicht nur am äusseren Ende abgerissen sein könnte, und habe daher eine Weile an dem Kunstharz herumgekratzt und das Ende gesucht. 
Es war aber hoffnungslos.
The coils on the iron core unfortunately were molded in resin, which is already partly removed on the foto.
I had the week hope that the thin wire of the record/playback-coil might only be torn at its outer end. Therefore I scratched a while in the resin searching for the loose end.
But it was hopeless.




Also gab es nur eine Möglichkeit, den Tonkopf zu retten: 
Die Spulen mussten so vorsichtig zerstückelt werden, dass man die Drahtstärke und die Zahl der Windungen ermitteln konnte, denn diese Produktionsdetails sind heute nicht mehr verfügbar.
So there was only one possibility to save the recording head: I had to fragment them carefully so that I could retain the diameter of the wire and the number of turns, because these production details were no longer available.

Das gelang einigermassen. Insbesondere wurde damit klar, dass ich auf den winzigen Spulenkörper der Aufnahme-/Wiedergabespule ca 2000 Windungen Kupferlackdraht mit einem Durchmesser von 0,1mm würde aufbringen müssen.
This worked fairly well. In particular it became clear that I would have to wind 2000 turns of 0,1mm enameled copper wire onto this tiny coil body.

Ausserdem wollte ich die Spulenkörper erhalten, denn die sind so klein, dass ich sie nicht selbst herstellen konnte. Die Löcher darin sind rechteckig und haben die Masse 0,8mm x 3,5mm. Das sind natürlich immer noch riesige Dimensionen verglichen mit der Grösse des Tonkopfes moderner Kassettenrecorder, aber wie dem auch sei, ich hatte keine Idee, wie ich sie hätte herstellen können.
Furthermore I wanted to preserve the coil bodies because they were so small that I would not be able to remake them in my shop.
The holes in them were square and had the dimensions 0,8mm x 3,5mm. Of course this is still huge compared to recording heads of modern cassette recorders, but anyhow, I did'nt have an idea how to make them. 

Schliesslich hatte ich die Spulen freigelegt und konnte sie vom Eisenkern abziehen.
Sie waren aber jetzt ziemlich ramponiert.
Finally I excavated the coils and could pull them off the iron core.
But now they were fairly battered.


Zumindest den grossen Spulenkörper musste ich wieder instandsetzen.
Mit 0,8mm dünnem Pertinax und Epoxidkleber gelang das erstaunlich gut.
At least the larger coil body hat to be restored. Using 0,8mm Pertinax and epoxy resin this worked astonishingly well.


Nun musste ich noch eine Halterung für diesen Spulenkörper bauen, damit ich ihn zum Wickeln der 2000 Windungen auf der Drehbank spannen  konnte:
Now I had to build a mount for this body, so that I could clamp it on the lathe for winding the 2000 turns.


Aber dann ging alles ganz schnell und leicht.
But then everything went fast and easy.




Die Spulen wurden gewickelt, montiert und verdrahtet:
The coils were wound, mounted and wired:


Vorsichtshalber habe ich den Tonkopf mit Schrauben verschlossen und NICHT vergossen.
As a precaution I locked the head with screws instead of rivets and I did NOT seal it.
















Damit konnte ich den Drahtrecorder testen und in Betrieb nehmen, aber das wird Gegenstand des nächsten Post sein.
So now I could test the wire recorder and put it in operation.
You find a video of this test on


https://youtu.be/MJ_sobmQcao

Mittwoch, 10. Februar 2016

Grigsby-Grunow Majestic G-5 Dynamic Speaker - The Finish


Mittlerweile habe ich vom Schrottplatz eine Rolle Kuperlackdraht mit 0,15mm Durchmesser bekommen (Ja, tatsächlich! So etwas wird bei uns entsorgt, wenn eine Firma dichtmacht.).
Ausserdem habe ich meine "Grundausrüstung" zum Spulenwickeln vervollständigt (siehe auch unter "Tipps&Tricks - what do you need to wind coils").
Deshalb konnte ich diesen uralten Lautsprecher jetzt wieder fit machen. Hier die Feldspule beim Wickeln auf der Wickelmaschine.
Meanwhile I got a coil of enameld copper wire from the scrapyard (Yes, ist true! Such things are thrown away when a company is shut down).
Furthermore I completed my "basic equipment" for winding coils (see also under "tipps&tricks - what do you need to wind coils").
Therefore I could now make this old speaker fit again. Here is the field coil during the winding process on the winding machine.



Hier die fertige Feldspule mit 37700 Windungen. Insgesamt ca 8,6km Kupferdraht. Das Wickeln macht aber Spass und war kein Problem mehr.
Here is the completed field coil with 37700 windings. Altogether 8,6km copper wire. Winding it however was fun and not a big thing anymore.





Alles Zusammengebaut und getestet - funktioniert!
Ein leiser Ton war auch schon hörbar, ohne dass Strom durch die Feldwicklung floss. Das liegt daran, dass auch Weicheisen eine (schmale) Hysteresekurve besitzt und daher jede Magnetisierung ein remanentes Magnetfeld hinterlässt.
Mit 200V Gleichspannung an der Feldspule war der Sound dann aber recht kräftig und gut.
Everything assembled and tested - works!
A feable sound could be heard already without current flowing through the field winding. This is because even soft iron has a (narrow) hysteresis curve so that every magnetization leaves a remanent magnetic field.
With 200V DC across the field winding however thesound was strong  and good.


Ende dieses Posts.
End of this post.

Donnerstag, 4. Februar 2016

Paillard Record Changer


Paillard - eine erstaunliche Firmengeschichte.

English Translation will follow.
Es begann mit einem völlig verdreckten Teil, 
von dem ich nicht wusste, was es war.
Ich habe es mitgenommen wegen des interessanten Kardangelenks im Bild unten rechts:

 Die Firma Paillard, die auf dem Typenschild stand, war mir zwar nicht bekannt, aber ich assoziierte sie irgendwie mit der Uhrenindustrie - nicht ganz falsch wie sich später herausstellte.
Ich dachte daher, es könnte sich um einen nachrüstbaren elektrischen Aufzug für mechanische Uhren handeln.

Stattdessen stiess ich im Internet auf die Firma Bolex-Paillard, und den folgenden Aufzugsmotor für mechanische Filmkameras, aus dem just das Ende "meines" Kardangelenkes herausschaute.




Mit diesem Motor wurden um 1960 hochwertige Filmkameras von Bolex-Paillard nachgerüstet, die noch mit einem Federmotor angetrieben wurden. Um den Elektromotor an den Federaufzug ankoppeln zu können,  ohne die Kamera umkonstruieren zu müssen, brauchte man eben das Kardangelenk, das einen Versatz der Wellen von Motor und Federaufzug ausgleichen konnte.



Eine 16mm Bolex wie die im folgenden Bild Gezeigte war lange Zeit der Standard für hochwertige mobile Filmaufnahmen.




In der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts fand auf etlichen Gebieten der Übergang von mechanisch angetriebenen Geräten zu solchen mit autonomem elektrischem Antrieb statt.
Uhren, Fotoapparate, Filmkameras, Kinderspielzeuge und Grammophone z.B. wurden bis dahin von Federmotoren angetrieben. Die Feder musste per Hand aufgezogen werden und war als Energiespeicher sehr begrenzt. Jeder kennt aus alten Filmen das Grammophon, das plötzlich anfängt zu jaulen, bis jemand mit der Kurbel an der Seite die Feder wieder aufzieht.

Als mit der zunehmenden Elektrifizierung kleine Elektromotoren auf den Markt kamen wurden bewährte Konstruktion mitunter erst einmal beibehalten und nur durch einen Elektromotor ergänzt, der die vorhandene Feder automatisch aufzog. Auf diese Weise konnte dann immerhin kontinuierlicher Betrieb gewährleistet werden. Die von mir an anderer Stelle beschriebene Ghielmetti Zeitschaltuhr aus den 1940er Jahren ist auch so aufgebaut: Das Uhrwerk mit Federspeicher ist rein mechanisch und nur die Feder wird automatisch immer wieder elektrisch aufgezogen.

Dieser Kameramotor war zwar ein Ansatzpunkt, sah aber ganz anders aus wie mein Fundstück. Bei meiner weiteren Recherche fand ich dann aber folgendes Bild, auf dem exakt "mein" Motor abgebildet war: Es handelte sich um einen frühen Schellackplattenwechsler der Firma Paillard. Die Welle mit dem Kardangelenk trieb die Wechselmechanik an.



Daraufhin fand ich dieses Chassis auch im Radiomuseum.org.
Datiert wird es dort auf das Jahr 1944.

Kurze Zeit später fand ich zufällig ein sehr ähnliches Paillard-Gerät in ebay und habe es ersteigert. Der Antrieb bewegt sich zwar nicht mehr, aber vielleicht kann ich mein Fundstück hier als Ersatzteil verwenden.
Ich werde darüber berichten.




Die Geschichte der Firma Paillard ist lang, wechselvoll und interessant.

Im Jahr 1814 fanden sich mehrere Schweizer Uhrenhersteller unter der Leitung von M.Paillard in Ste Croix (nahe Yverdon) zu einer Exportorganisation zusammen.

Bald kamen am Standort aber auch Produktionsstätten dazu und die später als Paillard S.A.  firmierende Firma entwickelte sich zu einer feinmechanischen High-Tech-Schmiede.  

Man produzierte im Laufe der Zeit Rechenmaschinen, Metronome, Spieldosen, Grammophone, damals sogenannte "Sprechmaschinen" (speaking machines) mit Wachswalzen (siehe auch: Edison), Schreibmaschinen der Marke Hermes, Filmkameras und Filmprojektoren der Marke Paillard-Bolex und später auch Radios und Plattenspieler.

Insbesondere die kleine Reiseschreibmaschine "Hermes Baby" und die Bolex Filmkameras waren sensationell gut und dominierten viele Jahre weltweit den Markt.

Bolex war eine seit 1924 eingetragene Handelsmarke der Genfer Firma Bol der Herren Jacques Bogopolsky und Charles Haccius. In 1930 geriet diese Firma in Konkurs. Sie wurde von Paillard gekauft und zu einer weltbekannten Marke ausgebaut. 

Die Bolex-Sparte von Paillard wurde 1969/74 an Eumig verkauft.

1981 wurde Paillard von Olivetti übernommen.

1982 kam es zu einem Management-Buyout und der Gründung der Bolex International S.A. in Yverdon, die bis heute 16mm Filmkameras produziert und Reparaturen durchführt.
1989 wurde die Firma Paillard gelöscht







Philips 837A - Restoration of the Cabinet

Jetzt habe ich mir das Gehäuse des 837A vorgenommen.
Sah ja nicht so appetitlich aus.
Now I went for the cabinet of the 837A.
It didn't look very nice.


Ist aber sehr schön geworden.
However it became quite nice..


Ich habe den alten Lack mit einer Ziehklinge entfernt.
Das geht recht gut und schont die Oberfläche.
Anschliessend habe ich das Furnier mit feinem Sandpapier bearbeitet und dann nur geölt. Versuche mit Lack an einer versteckten Stelle waren gar nicht zufriedenstellend.
I removed the old varnish with a draw blade.
This works quite well and preserves the surface. Afterwards I sanded the vernier very lightly and oiled it. Tests with varnish were unsatisfactory.
Der Fuss hat mehr Arbeit gemacht, weil das hintere Teil fehlte und von den anderen Seiten zum Teil Stücke abgebrochen und verloren gegangen waren.
The base was a lot more work because the rear part was missing and there were pieces broken off and lost from the other parts.



Die fehlenden Teile wurde ergänzt und mit den Vorhandenen verleimt. Das neue Holz wurde leicht gebeizt, damit das nicht so offensichtlich neu ist. Dann wurden noch die von vorn sichtbaren Teile schwarz lackiert und Filzfüsse hergestellt und eingeklebt.
The missing pieces were completed and glued to the base. The wood of the new parts has beed bated slightly so that it does not look obviously new. Then the visible parts were varnished and felt foots were made and glued into the recess.


Die Beschläge, die die (fehlende) Rückwand halten, waren noch vollständig aber zum Teil völlig verbogen. Anhand alter Bilder konnte ich aber ihre ursprüngliche Form rekonstruieren.
The fittings holding the (missing) backplane were complete but heavily deformed. With the help of old pictures however I could restore their original form.


Jetzt fehlt nur noch das Chassis. Das sieht ja auch traurig aus.
Now only the chassis has to be restored.
It looks quite sad.


Reinigungsversuche an einigen Stellen lassen aber ahnen, dass das wieder sehr schön werden wird.
Cleaning tests in some places however give an idea that it will be very nice again.

Besonders interessant und ungewöhnlich: Das aus dünnem Bronzeblech hergestellte "Skalenband" durch das der Abstimmkondensator und der Skalenzeiger mit dem mittleren Einstellknopf synchron bewegt werden. Andere Radios haben hier ein Skalenseil.
Auch das wird wieder wie neu werden.
Particularly interesting and unusual: the scale-ribbon which moves the tuning capacitor and the scale-pointer is made of thin bronze sheet. Other radios use a cord for it.
This will also be like new afterwards.


Fortsetzung folgt.
To be continued.











Bell Telephone Bi-Cone 2004 Speaker

Wo ich gerade beim Thema Lautsprecher war...
Dieses Teil habe ich vor einem Jahr in der Schweiz ersteigert.
By the way - loudspeaker...
I bought this piece in an auction in Switzerland last year.


Für 10 CHF.
Sieht nicht mehr so gut aus, oder?
For 10 CHF.
Doesn't look too good any more, doesn't it?


Aber irgendwie schien mir das interessant.
Als ich es zu Hause auspackte,...
But somehow I found it interesting.
When I unpacked it at home...


...hatte ich nur noch Fragmente in der Hand.
... I only held fragments in my hands.



Aber das Chassis sah nicht schlecht aus.
But the Chassis didn't look bad.


Dann begann die immer wieder spannende Suche nach der Herkunft.
Was ist das eigentlich für ein Ding?
An vier Stellen auf dem Chassis waren Schriften zu erkennen:
Then the ever interesting search for the origin started.
What kind of thing do I have here?
There were four places on the chassis showing inscriptions.


Die 2004 ist sicher nicht die Jahreszahl - daher erst einmal nichtssagend.
8232 sagte mir auch nichts.
Das dritte konnte ich nicht entziffern.
Auf dem ersten Bild konnte ich mit viel Phantasie entziffern:
The figure 2004 certainly is not the year - so for the time beeing it meant nothing to me.
8232 also didn't give a clue.
The third picture I couldn't decipher.
On the first picture - with some imagination - I read:

B?ll Telephone
MF? Compa??
Anvers   Bel???

Im Radiomuseum.org wurde ich dann fündig:
Es ist das Modell
On Radiomuseum.org I struck:
It is the model

Bi-Cone 2004

von
of

Bell Telephone Manufacturing Company
Antwerpen Belgien

Erstverkauf: 1926
First year of sales: 1926



Auf einem anderen Exemplar sieht der Schriftzug (Bi-Cone = Doppelkegel) so aus:
On a picture in Radiomuseum.org I found a clearer inscription of the type Bi-Cone:


 Jetzt erkennt man ihn auch auf dem oberen Bild.
Now I could also recognize it on my chassis.


Das Prinzip ist noch zwei Lautsprechergenerationen älter als das des Majestic G-5 von Grigsby-Grunow.
The technical principle is even two speaker generations older than that of the Majestic G-5 of Grigsby-Grunow.

Es handelt sich um einen sogenannten magnetischen Lautsprecher.
Das Prinzip ist in der folgenden Skizze aus dem Buch "Radios von Gestern" von Ernst Erb sehr schön dargestellt.
It is a so called magnetic speaker. The principle is nicely described in the following scetch taken from the book "Radios von Gestern" von Ernst Erb.



Auf dem folgenden Foto meines Bi-Cone sieht man die auf den Betrachter weisende Stange, die dann in der vorderen Spitze des Konus festgeschraubt wird. Diese Stange überträgt die Schwingungen der Zunge Z auf den Konus. Die Zunge Z schwingt zwischen den Polen eines Hufeisenmagnets, wenn durch die Spule Sp der "Musikstrom" fliesst.
On the following foto of my Bi-Cone you can see the bar pointing
towards the viewer which is then fixed to the tip of the front cone.
This bar transmits the vibrations of tong Z to the cone. Tong Z swings between the poles of a magnet when the voice current flows through coil Sp.


Das Chassis und der Antrieb, waren glücklicherweise völlig in Ordnung.
The Chassis and the drive, fortunately were completely okay.

Aber der Konus...
Er musste komplett erneuert werden.
But the cone...
It had to be replaced completely.
Das ist übrigens etwas, was auch bei modernen Lautsprechern nicht unüblich ist. Es gibt Firmen, die auf die Erneuerung von Lautsprechermembranen spezialisiert sind, und wenn der Lautsprecher teuer war, lohnt sich dass sogar...
This by the way ist something which is not unusual for modern speakers either. There are companies specialized on the renewal of Speaker membranes, and if the Speaker has been expensive, it's worth it...

Aber zurück zum Bi-Cone.
But back to the Bi-Cone.

Aus den Fragmenten habe ich versucht, die Abmessungen zu rekonstruieren. Das war zum Teil kein Problem. Mit dem Kegelwinkel des vorderen und hinteren Kegels hatte ich aber so meine Probleme. Waren diese Winkel nun gleich oder nicht?
I tried to reconstruct the dimensions of the cone from the fragments. This was easy but with the angles of the front cone and the rear cone I had some problems. Were Ttese angles identical or not?

Vorversuche mit billigem Packpapier haben mich dann darauf gebracht wie es gewesen sein muss: Nur wenn die beiden Kegelwinkel gleich sind, kann man den Doppelkegel einfach herstellen. Nur dann kann man nämlich - wie in der folgenden Skizze gezeigt - den hinteren Kegel so umstülpen dass er sich voll an den vorderen Kegel anschmiegt. Dann kann man die beiden an den Rändern verkleben und den Hinteren anschliessend wieder umstülpen.
Experiments with cheap cardboard brought me to the right conclusion: Only if the two cone angles are identical, it is easy to manufacture the Bi-Cone. As shown in the following sketch only then the rear cone can be inverted and is then completely aligned with the front cone. Then it is easy to glue the two cones together at the rim and afterwards to reinvert the rear cone getting the final Bi-Cone.

Wenn die Kegelwinkel ungleich sind, ist diese Verklebung sehr kompliziert.
If the cone angles are different, the bonding of the two cones is much more difficult.


So wurde es dann also gemacht.
Die Abwickung wurd auf 0,3mm braunen Zeichenkarton aufgezeichnet und ausgeschnitten. Für die Verklebung der Kegelkante habe ich Buchbinderleim Planatol genommen. Der bleibt elastisch, ist kurzzeitig korrigierbar aber auch schnell fest. Die beiden Kegel wurden am Rand dann mit dem braunem Papierklebeband verklebt, das man anfeuchten musste, wie früher die Briefmarken.
Das ging sehr gut.
So it was done.
The geometrical shape of the cones was drawn to 0,3mm Brown cardboard and cut. To glue the two ends of these shapes together, I used bookbinder glue (Planatol). It remains elastic, can be corrected a short time and yet glues fast. The two cones then were glued together with an old type of sticky tape which had to be wetted to make it glue - like the old stamps.
This went very well.

 

Vorher habe ich noch die Banderolen-Verzierung auf den Karton übertragen, und das geht so:
Before that, I transfered the banderoles to the cardboard, and here's how it works:

Man zeichnet das Muster mit einem Zeichenprogramm wie Corel Draw und druckt es auf weisses Papier. Dann legt man das Papier mit der bedruckten Seite auf den Karton. Die Rückseite wird dann mit Aceton befeuchtet (nicht zu viel) und mit einer Rolle an die Pappe angedrückt. Das löst den Toner und überträgt ihn auf die Pappe.
First the pattern is drawn using a drawing software like Corel Draw and the result is printed on white paper. Then the paper is placed printed side down on the cardboard. The backside is then wetted with acetone (not too much) and pressed with a roller onto the cardboard. This relieves the toner from the white paper and transfers it to the cardboard.


Um den Konus unempfindlich gegen Feuchtigkeit zu machen, habe ich ihn mit Plastik70 eingesprüht. Das ist ein transparenter Lack, der sich in der Elektronik seit Jahrzehnten bewährt hat.
To make the cone unsensitive to moisture, I sprayed it with Plastik70, a transparent varnish which is proven in electronics since decades.

Im nächsten Schritt wurde mit Epoxy-Kleber der Aluflansch, mit dem der Konus am Chassis befestigt wird, und die Alu-Fassung für die Antriebsstange in der Kegelspitze aufgeklebt.
In the next step, the flange for fixing the cone to the chassis and the fixture for the bar in the cone tip were glued to the cardboard with epoxy resin.


  D
Der Rand musste noch schwarz lackiert werden, und dann konnte der Kegel montiert werden.
The rim was painted with black varnish and then the cone could be mounted.


Die hintere Abdeckung aus Messinggitter und der Flansch, mit der das Gitter befestigt war fehlten. Sie wurden aus Materialresten nachgebaut.
The rear cover made of brass grid and the flange to fix it to the chassis were missing. So they had to be made from scrap material.


Fertig war der Bell Telephone Bi-Cone 2004
So now the Bell Telephone Bi-Cone 2004 was ready.


Ein Schmuckstück - für mich jedenfalls.
Und es funktioniert wieder.
A gem - for me anyway.
And it's working again.


An jedem alten Röhrenradio betreibbar.
Works with any old tube radio.